Musikalische Mittelmeerreise mit dem Eichkampchor – ein Rückblick
21. November 2017
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Paghjella ist auf der Mittelmeerinsel Korsika ein traditioneller polyphoner Gesang, wobei die Mehrstimmigkeit durch sehr feine Abstufungen in den Tonlagen einen langsam gedehnten und sehr intensiv vorgetragenen Gesang hervorbringen. Dabei stehen die meist männlichen Sänger dicht beieinander, schließen die Augen und fixieren mit einer Hand ein Ohr, um sich auf ihre Stimme zu konzentrieren. Dieses fast echohafte Singen wirkt wie improvisiert, ist aber streng durchkomponiert und basiert auf überlieferten Gesängen.
Nun hat der Eichkampchor korsische Liedkompositionen in seinem Konzert vom 18.11. 2017 an den Anfang gestellt. Zwei Sängerinnen begannen mit einer Paghjella als Anrufung und Lospreisung der heiligen Jungfrau Maria. Verzichtet wurde dabei auf die typischen Gesten der korsischen Sänger, die ihre Gesichter beim Singen fast bis zu Grimasse verzerren. Und das war gut so, auch in den folgenden Stücken ging der Eichkampchor in verschiedenen Besetzungen mit der korsischen Musik eher herantastend als platt nachahmend um. Denn es würde nichts bringen, die Interpretationen dieser völlig eigenwilligen Vokalformen der Sänger aus dem Mittelmeerraum als Vorbilder zu nehmen. Vielmehr war das Konzert im Haus Eichkamp so angelegt, dass mit ausführlichen Erläuterungen zwischen den Liedern über die kulturellen Hintergründe von verschiedenen Sprecherinnen und Sprechern informiert wurde. Das Konzert wurde so zu einer Mischung von Hörgenuss und Lehrstunde in Musik-Ethnologie. Für uns Charlottenburger Bildungsbürger ist diese Konzertform eine sinnvolle Lösung, die wir gerne annehmen. Damit ist auch ein Veranstaltungsformat entwickelt, das sich für das Programmprofil des Hauses Eichkamp anbietet und in Zukunft ausgebaut werden sollte. Dass dabei auch mitreißend gesungen wird, spricht für die entwickelte Qualität des Chores. Das Publikum zeigte seine Anerkennung und Begeisterung auch mit herzlichem Applaus. Ein Genuss bei Konzerten des Eichkampchores ist auch immer wieder das unglaublich engagierte Dirigat von Chorleiterin Annunziata Matteucci. Die Musik-Ethnologin ist ständig auf der Suche nach Schätzen der Musikgeschichte und versteht es, Musikerinnen und Musiker dafür zu begeistern, sich der Herausforderung von neuen und oft auch unbekannten Stücken zu stellen. So war der Chor extra nach Korsika gereist und hatte an einem Musikworkshop teilgenommen.
Der musikalische Funke sprang auch auf uns Zuhörer über, wenn das Konzert mit „Passione Mediterranea“ überschrieben war. Der kulturelle Reichtum und seine Vielfalt der Mittelmeerländer begeistert ja immer wieder. Deshalb fühlte man sich an diesem Konzertabend auch reichlich beschenkt, wenn das Programm über die korsische Volksmusik hinaus noch eine Reihe weiterer Gesangsstücke aus Italien, Spanien und Frankreich zu Gehör brachte. Vielen Dank an den Chor und seine Leiterin! Die Musikliebhaber sind gespannt, auf welche Entdeckungsreisen der Eichkampchor nun weitergehen wird.
Ewald Schürmann (Fotos Manuela Wirth)