Das Leonhardy-Ensemble Berlin, bestehend aus den Musiker*innen
Kathrein Allenberg, Violine
Renate Germer, Violine
Ernst Herzog, Viola
Regine Zimmermann, Violoncello
Niklas Heide, Kontrabass
Mariano Domingo, Klarinette
Michaela Müller, Horn
Jochen Schneider, Fagott
spielt
Ferdinand Heinrich Thieriot (1838-1919), Octett B-Dur op. 62 (1887)
Jean Françaix (1912-1997), Octuor (1972)
„Musique pour faire plaisier“
Im Zentrum des Programms steht das Octuor des französischen Komponisten Jean Françaix, ein Aussenseiter in der Musiklandschaft des 20. Jahrhunderts. Seine Musik lässt sich kaum in die musikalische Avantgarde einordnen, sie wird in gleichem Maße vom Publikum bewundert und von manchem Kritiker angefeindet.
Geprägt von musikalischem Humor, geistiger Klarheit und lyrischer Eleganz fanden die Kompositionen Françaix‘ schon in seinen frühen Schaffensjahren die ungeteilte Aufmerksamkeit und Anerkennung der Verleger die ihm zu einem ungewöhnlichem Triumpf verhielfen. Bis heute gehört seine Musik zu den beliebtesten und am meisten gespielten Werken im 20. Jahrhundert.
Besonders sein Oktett, das der Wiener Geiger und Dirigent Willi Boskowski für sein „Wiener Oktett“ als Programmergänzung für das Oktett von Franz Schubert 1972 in Auftrag gab, wurde von Erfolg gekrönt. Der Musikwissenschaftler Heinrich Strobel schrieb: „Wie frisches Wasser aus der Quelle spudelt, so ist diese Musik zugleich die Schöpfung eines intelligenten Künstlers, der eine Klarheit und
Bewusstheit besitzt, die heute selten sind..“. Jean Françaix selbst äußert sich, sein Ziel sei es „Musique pour la faire plaisir“ zu schaffen (Musik, um zu gefallen). Das hat er mit seinem Oktett in einzigartiger Weise erreicht.
Ferdinand Heinrich Thieriot stammte aus einer alten hugenottischen Leipziger Kaufmannsfamilie. Geboren in Hamburg pflegte er seit seiner Jugendzeit Freundschaft zu Brahms sowie e ineherzliche Verbundenheit zu seinem Lehrer Joseph Rheinberger. Erhaltene Briefe lassen den Komponisten als äußerst liebenswerten Menschen erscheinen und wie viele andere Komponisten aus dem Umfeld von Brahms war er sich bewusst, dessen kompositorisches Niveau niemals erreichen zu können.
Dennoch besaß Thieriot die Gabe, neben einem großen melodischen Erfindungsreichtum, kompositionstechnische und stilistische Strömungen aufzunehmen, die von Mendelssohn und Schumann über Brahms bis Bruckner und Verdi sich in seinen Werken wiederfinden.
In seinem Oktett Formal greift Thieriot das Modell des Schubert-Oktetts auf, ohne es zu kopieren. Auch sein Oktett beginnt mit einer langsamen Einleitung vor dem ersten Allegro, weist zwei Tanzsätze auf, die einen langsamen Satz umrahmen, und schließt mit einem tänzerischen Finale. Es fehlt lediglich der Variationensatz, der im Schubertoktett für die ausufernde Spieldauer verantwortlich ist. Thieriot beschränkte sich auf knappe 40 Minuten und schuf ein Werk, das in Form und Ton den Serenaden von Brahms vergleichbar ist.
Eintritt frei – Spenden erbeten